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Projekttreffen zur Entwicklung eines Lebenden Museums der Herero

Herero-04

Bei diesem Treffen handelte es sich um ein „Follow-Up“ zum vorherigen Meeting im März 2022 um den Projektfortschritt bei der Entwicklung eines Lebenden Museums der Herero in Otjokavare zu erfassen. Von unserer Seite waren zwei Dinge vorab von wesentlicher Bedeutung. Erstens: Es müssen bessere Kommunikationsstrukturen geschaffen werden Zweitens: Es muss zur weiteren Zusammenarbeit mit der Herero-Community aus Otjokavare ein klares Bekenntnis zum Konzept des „Lebenden Museum“ erreicht werden mit sämtlichen darin verwobenen Prinzipien.

Treffen in Otjokavare, 04.10.2022

Das Treffen wurde für 10:00 angesetzt und konnte mit einstündiger Verspätung beginnen. Es waren relativ wenig Leute anwesend, was aber nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein muss, falls sich hierdurch eine Projektgruppe herauskristallisiert, die es auch ernst meint. Viele Gesichter, die wir sahen, kannten wir bereits aus zurückliegenden Projekttreffen – ein gutes Zeichen. Die Conservancy hatte gleichzeitig ein Treffen in Kamanjab (100 km südlich von Otjokavare) und die Mitglieder der Conservancy konnten deswegen nicht anwesend sein. Leider war auch Isasker Murorwa, der eigentliche Manager des Herero Lebenden Museum nicht anwesend, da er mit Small Mining Geschäften am Brandberg beschäftigt ist.



Wir fragten am Anfang des Meetings, was seit unserem letzten Projekttreffen am 05. März 2022 passiert sei. Rückblick: Damals hatten wir noch einmal das Konzept des Lebenden Museum erläutert und zahlreiche schriftliche Materialien für die Herero zur Verfügung gestellt. Dazu gehörten eine Mappe mit alten, traditionellen Herero-Dorfplänen, die wir in der Bibliothek der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft gefunden hatten, sowie zahlreiche historische Fotografien, die Teile der sichtbaren Kultur der Herero abbilden (Kleidung, Geräte, Hütten). Weiterhin wurde ein Platz für das Lebende Museum gefunden. Tags darauf wurde angefangen, die ersten Strukturen zu schaffen. Hütten und der Platz des heiligen Feuers wurden errichtet.

Hintergrund des damaligen Motivationsschub und des Arbeitseinsatzes könnte eventuell der Dokumentations-Filmemacher Jonas Spriestersbach gewesen sein, der uns begleitet hatte, um im Rahmen eines von der BRD geförderten Filmprojektes, eine Dokumentation über die Entstehung eines Lebenden Museums zu drehen. Jonas war im März noch zwei Tage länger geblieben und hatte mit Transport und Benzingeld ausgeholfen, um noch Filmmaterial zu bekommen.

Uns wurde berichtet, dass seit dem Projekttreffen im März nicht viel passiert sei, im Gegenteil, die errichteten Strukturen sind verfallen und müssen neu aufgebaut werden. Auf die Nachfrage warum nichts passiert ist wurden folgende Gründe genannt:

  • Es gibt weder Geld noch Benzin. Um weiterzuarbeiten ist finanzielle Hilfe nötig
  • Der Platz ist zu weit weg um hin zu laufen ohne motorisierten Transport

Die Diskussion um das Hauptprinzip des Lebenden Museums (Hilfe zur Selbsthilfe, keine finanziellen Zuwendungen seitens der LCFN, Unterstützung anderweitig aber nicht durch Geldtransfer, …) wurde also erneut besprochen. Hier scheint es eine Konfusion zu geben, da den Projektträgern immer noch nicht klar zu sein scheint, dass das Prinzip der LCFN geltend sein muss, auch wenn das Projekt von der GIZ gefördert wird. Die Herero wissen natürlich um die GIZ-Gelder, die in andere Projekte fließen und haben hier einfach noch nicht verstanden, dass dies beim Lebenden Museum anders laufen muss.

Am Ende dieser Diskussion forderten wir die Community auf, zu akzeptieren, dass sie von Seiten der LCFN keine rein finanzielle Hilfe erhalten würden. Nach einigem „Hin und Her“ und „Wenn und Aber“ scheint die Community dies nun akzeptiert zu haben.

Als zweites fragten wir, warum sich auf einen Museumsplatz geeinigt wurde, der dann doch zu weit weg war (4km etwa). Hier schien es einige Missverständnisse zu geben. Es wurde bis jetzt immer noch nicht akzeptiert dass man in der Praxis zum Aufbau des Museumsdorfes als auch (und insbesondere) nach Eröffnung des Lebenden Museum zu Arbeit laufen muss und nicht auf ein Fahrzeug angewiesen sein kann.

Wir einigten uns darauf, nach dem Meeting einen neuen Platz zu suchen, der näher am Dorf liegt und deswegen einfach besser erreichbar sein wird.

Nachdem diese zwei Faktoren geklärt waren, kommunizierten wir, dass wir die weitere Zusammenarbeit zwischen der LCFN und der Gemeinschaft der Herero von drei weiteren Grundlagen abhängig machen wollten:

1. Kommunikation: Es müssen zuverlässige Kommunikationspartner geschaffen werden. Die bisherige Kommunikation mit der Community war sehr schwierig gewesen. Zum einen gab es ständig wechselnde Projektübersetzer, zum anderen ständig wechselnde Handynummern der gewählten Kommunikationsverantwortlichen. In der Praxis hieß das bisher, dass wir kaum miteinander in Kontakt treten konnten, da SMS oder WhatsApp Nachrichten über Wochen nicht beantwortet wurden, etc. Dies wurde nun geklärt und zwei neue „Kommunikationsmanager“ gewählt, die versprachen für uns erreichbar zu sein (Veto und Chika).

2. Pünktlichkeit: Wir erklärten die Wichtigkeit pünktlich zu sein anhand unseres Konzeptes, welches immer verstanden wird, nämlich, dass wir Verspätung als Respektlosigkeit uns gegenüber empfinden (Wir warteten über eine Stunde, bis alle Herero zum Meeting versammelt waren). Dies wurde sofort akzeptiert und für die Zukunft versprochen. Wir werden sehen.

3. Authentizität: Um sicher zu gehen, dass der Anspruch an die Authentizität der traditionellen Darstellung eingehalten wird, ließen wir die Community auch hier noch einmal bestätigen, dass sie es ernst mit dem Projekt meint. Hierbei wurden wieder Mappen verteilt, die die ganz alte Herero Kultur zeigen. Die komplette Community zeigte sich sehr interessiert und bestätigte, dass es diese Kultur sei, die sie im Lebenden Museum zeigen möchten. 

Nachdem diese fünf sehr wichtigen Punkte (Entwicklungsprinzip der LCFN, Erreichbarkeit des Lebenden Museums, Wichtigkeit geregelter Kommunikation, Pünktlichkeit, Authentizitätsanspruch des Lebenden Museums) geklärt wurden, gingen wir zum nächsten Entwicklungsschritt in Richtung funktionierendes Museum: Wie können wir also weitermachen?

Die Community fragte, ob wir den versprochenen Workshop mit den Ovahimba organisieren könnten. Eigentlich ist es hierfür noch zu früh, die anderen Lebenden Museen hatten bereits mehr eigenständig auf die Beine gestellt, als die LCFN beschlossen hatte, traditionelle Workshops zum Ideen- und „Skill-Transfer“ (traditionelle Techniken zur Herstellung von Essen, Kleidung, Werkzeugen, Geräten des historischen täglichen Gebrauches, etc) zu organisieren. Dennoch könnte dies der Herero Community helfen, eine klare Vision zu bekommen, ihr Projekt nach mehr als einem Jahr endlich ein bisschen voranzutreiben. Es wurde also beschlossen noch Ende 2022 einen Workshop zu organisieren, bei dem einige der Herero ins Ovahimba Living Museum reisen werden, um sich dort den laufenden Museumsbetrieb anzuschauen und von den Ovahimba einige handwerkliche Fähigkeiten zu erwerben.

Die Projektträger fanden dies eine ausgezeichnete und freuen sich auf diesen Workshop.Nach der Beendigung des Meetings fuhren wir zum alten Museumsplatz, der – wie oben bereits angedeutet – ziemlich zerfallen war. 

Wir fanden im weiteren Verlauf des Tages einen sehr schönen und geeigneten neuen Platz, der mit 2km Entfernung zum Dorf sehr viel näher ist und auch um einiges Attraktiver für Besucher.

Am Ende des Projektreffens luden wir die mitgebrachten Felle ab und bedankten uns für das Treffen.

FAZIT:

Wir stehen ungefähr da, wo wir im Dezember 2021 standen, als wir unser zweites Projekttreffen hatten. Allerdings gibt es nun von der Community ein klares Bekenntnis zum Konzept des „Lebenden Museums“. Fünf grundlegende Punkte unserer Entwicklungsarbeit konnten geklärt werden und von den Herero konnte eine Zusicherung erreicht werden, dass dies in Zukunft als Grundlage der Zusammenarbeit akzeptiert werden wird:

  • Allgemeines Entwicklungsprinzip der LCFN – Finanzieller Grundsatz
  • Erreichbarkeit des Museumsplatzes
  • Wichtigkeit geregelter Kommunikation mit den Projektmanagern
  • Pünktlichkeit bei Meetings und später bei den Programmen im Museum
  • Authentizitätsanspruch der traditionellen Darstellung im Lebenden Museum

Der Workshop im Ovahimba Living Museum wird hoffentlich den letzten Stein ins Rollen bringen und ein positives Signal in Richtung Community-Arbeit senden.

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