Ethnologie der Mbunza
Die Mbunza sind eine von fünf Ethnien der im Kavangogebiet lebenden Bantubevölkerung und wohnen auf beiden Seiten entlang des Okavangoflusses, in Namibia und Angola. Da die Mbunza wie auch die Kwangali, Shambyu, Gciriku, und Mbukushu Bewohner des Okavangoflusses sind und viele kulturelle Besonderheiten gemeinsam haben, werden sie kulturell zusammengefasst und Kavango genannt.
Soziales Leben der Mbunza
Bei den Mbunza wird die Grundstruktur der Gesellschaft durch die matrilineare Vererbung bestimmt. Alle wichtigen sozialen Aufgaben der Gesellschaft werden im Rahmen der von der weiblichen Abstammungslinie bestimmten Verwandtschaftsgruppen verrichtet.
Die wichtigsten sozialen Gruppierungen sind der Klan und die Linie. Innerhalb der Mbunza gibt es acht Klans. Ein Klan besteht aus Mitgliedern, die ihre gemeinsame Herkunft auf längst verstorbene Ahnen zurückführen. Die Klangmitglieder wohnen über das ganze Stammesgebiet verstreut und bilden keine territoriale, politische oder religiöse Einheit. Der Klanname bezeichnet den Ursprung der Mitglieder. Die Bedeutung und Beachtung des Klannamens ist für die Mitglieder von großer Bedeutung.
Über den Klans steht der König (Hompa) oder die Königin (vaHompa). König oder Königin wird über Erblinien ermittelt und stellt als traditioneller Führer auch heute noch eine wichtige gesellschaftliche und politische Rolle im Leben der Kavango dar.
Die matrilinearen Linen stellen die wirklichen sozialen Gruppierungen dar. Eine Linie besteht aus männlichen und weiblichen Mitgliedern, aber die Abstammung wird nur auf der weiblichen Seite berücksichtigt. So kann es geschehen, dass Kinder einen viel größeren Bezug zum Onkel (also dem Bruder der Mutter) haben als zum Vater.
Religion
Die Kavango glauben an ein höchstes Wesen Namens Karunga, ein Gott der über allen Geschöpfen und Dingen steht. Im Glaube der Kavango wurde Karunga weder geschaffen, noch geboren - er existiert schlicht.
Die Kavango glauben, dass sich Karunga im Wind manifestiert und so seine Omnipräsenz zeigt. Im Wind sammeln sich die Ahnengeister um Karunga und begleiten ihn auf all seinen vielen Reisen. Sturmwinde verkörpern Karungas Zorn. Wenn ein Mann früher auf Jagd begangen ist und der Wind ständig seine Richtung gewechselt und somit das Wild verjagt hat, war es Karunga, der auf Empfehlung der Ahnen gegen diesen Mann handelte.
Auch heute noch nimmt der Glaube an Karunga und die Ahnengeister eine wesentliche Rolle in der Religion der Kavango ein. Der Glaube an die Ahnengeister ist Grundlage bei der praktischen Ausübung regelmäßiger Bittgebete und Opferriten zum Schutz und Wohlwollen der Mitglieder einer Familie. Ahnegeister spielen eine große Rolle bei Missgeschicken und Krankheiten und ihrer Heilung oder Nichtheilung durch Wahrsager (Katemba) und Medizinmänner (Ngana).
Geschichte der Mbunza
Ursprünglich siedelten die Kavango an den großen Seen in Ostafrika und zogen dann in südwestlicher Richtung ab, um sich schließlich bei Mashi am oberen Kwando im heutigen Sambia niederzulassen. Im 16. und 18. Jahrhundert wanderten sie in das Kavangogebiet ein. Nachdem sich die Mbukushu politisch schon früh vom Rest der zu gereisten Kavango abgespaltet hatten, trennten sich Mbunza, Kwangali, Shambyu und Gciriku einige Zeit später.
Die Kavango wohnen heute zu großen Teilen direkt am Okavango. Einige besiedeln auch das südlich liegende Kalahari-Randgebiet und teilen sich den Lebensraum dort mit den Ju/’Hoansi- und Khwe-Buschleuten.
Da das Kavangogebiet eines der letzten Gebiete war, das von Strukturierungsprogrammen der ehemaligen Kolonialherren beeinflusst worden ist, konnte ein großer Teil der traditionellen Kultur der Kavango bis heute überleben. Auch die Mbunza besitzen gegenwärtig noch eine vielfältige Kultur von Fischfang, Ackerbau und Holzschnitzkunst und verfügen dazu über ein dichtes soziales Netz zur Weitergabe ihres traditionellen Wissens.
Wirtschaftliches Leben der Mbunza
Das wirtschaftliche Leben der Mbunza und aller anderen Kavango wird durch Fischerei, Ackerbau und Viehzucht im Subsistenzbereich bestimmt.
Die traditionellen Fischfangmethoden wurden laut mündlichen Überlieferungen größtenteils mit der Einwanderung mitgebracht und greifen auf Wissen der Volksstämme zurück, die das Gebiet der großen Seen in Mittelafrika einst besiedelten. Die traditionellen Techniken wurden aber an die Verhältnisse im Okavangogebiet angepasst. Die Namen der Fische, Wasserpflanzen, Inseln und anderer Begriffe der Ökologie des Flusses enthalten weit mehr Differenzierungen als irgendein anderer Lebensbereich der Kavango. Die Unterscheidung der Reusenarten und Fischfangmethoden sind vielseitig und selbst Kinder können schon eine große Menge von Fischarten unterscheiden. Auch gibt es viel Mythen die das Thema Fluss beinhalten und die Bedeutung des Mondes als religiöses Element im Zusammenhang mit dem Fischen wird durch Feste, Riten und Medizintänze deutlich.
Die Jagd spielte früher eine große Rolle, ist heutzutage im Kavangogebiet jedoch verboten. Die Kavango kennen aber immer noch Methoden, wie man Antilopen, Nilpferde, Krokodile und auch Elefanten bejagt. Heutzutage spielen Ackerbau (Subsistenzwirtschaft) und Viehzucht eine viel größere Rolle als die Jagd.