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Projektbericht 2020 von Dr. Ralf Kühn

Bei-den-Khwe

Lesen Sie hier einen Projektbericht von der LCFN Projekttour 2020 von Ralf Kühn und Sebastian Dürrschmidt zu vier Projekten der LCFN.

Liebe Freunde und Mitglieder der LCFN,

gerade bin ich mit sehr vielen Eindrücken aus Namibia zurückgekehrt. Die Corona- Pandemie führte auch in Namibia zu einem sehr strengen Lockdown, der nicht nur das soziale und gesellschaftliche Leben der Namibier betraf, sondern den Hauptwirtschaftszweig-den Tourismus auf „Null“ setzte. So waren über 6 Monate kaum internationale Touristen im Land, die Grenzen in alle Richtungen geschlossen. Staatliche Hilfen für Betriebe im Tourismus sind in Namibia nicht geflossen. So überlegten der Vereinsvorstand Sebastian, Claudia und ich, wie wir bei Wegfall der Einnahmen unsere Museumsbetriebe gerettet werden könnten. Es entstand der Gedanke eines Aufrufes und so hatten wir im Frühjahr- Sommer eine erfolgreiche Spendenaktion über „Betterplace“ zum Erhalt der von der LCFN unterstützten Museumslandschaft für lebendige alte namibische Kultur gestartet. Zusammen mit Direktspenden konnte so ein Betrag von ca. 12.000 Euro gesammelt werden.

Claudia und Sebastian hatten bereits in den vergangenen Monaten mit Lebensmitteln und Decken einen Teil der Spenden an die Museen verteilt. Damit wurde zumindest die Versorgung mit Lebensmitteln bei fehlendem Tagesgeschäft kompensiert.

Da Namibia heute zu den wenigen Reiseländern der  Welt zählt, die zur Zeit kein Risiko für COVID-19 Ansteckung  darstellen, für Reisende deshalb auch keine Quarantänepflicht nach der Reise gilt, beginnt sich langsam der Tourismus und damit auch die Situation in den Museen zu normalisieren.

So fuhren Sebastian und ich in Begleitung von Günter und Moritz aus Dortmund (auch künftige Mitglieder der LCFN) in den Norden, um die aktuelle Situation mit den Managern zu besprechen, aber auch neue Projekte an den einzelnen Standorten in Angriff zu nehmen.

Ju/'Hoansi Living Museumsbesuch

In Grashoek besuchten wir die Ju/`Hoansi, das älteste Museumsdorf unseres Vereins, welches bereits 2004 öffnete und seit 2007 mit der LCFN kooperiert. Die Beschilderung zum Museum und die Informationstafeln am Eingang des Museums müssen erneuert oder neu gestaltet werden. Sehr schön ist das Programm mit einer Buschwanderung, dem gemeinsame Herstellen eines Bogens auf Augenhöhe, dem sportlichen Teil mit Schießen auf die Strohantilope und dem  kleinen Kulturprogramm mit Gesang und traditionellem Spiel.

Mbunza Living Museum und Projekttreffen

Bei den Mbunza am Okavango wurden wir von Sebron herzlich empfangen. Er teilte uns mit, dass es  beinahe keine Besucher seit Beginn der Infektionswelle im Museum gegeben hätte. Um mittelfristig die Zahl der Besucher zu erhöhen, ist der Bau eines Campingplatzes in unmittelbarer Nähe des Museums geplant. Für Wasser, Abwasser, Stromversorgung wurde uns ein Kostenvornaschlag vorgelegt. Nach einer kleinen Nachbearbeitung wurde hier eine finanzielle Unterstützung durch unseren Verein vereinbart. Dies soll wieder durch ein direktes Spendenprojekt auf „Betterplace“ realisiert werden.

Die besucherfreie Zeit im Mbunza Museum wird ebenfalls genutzt, um die Infrastruktur im Dorf instand zu setzen. So müssen Zäune repariert, Dächer abgedichtet, neues Inventar und Einrichtungsgegenstände angeschafft werden. Hierfür haben wir eine Spende überreicht, da – im Gegensatz zu allen anderen Museen – bei den Mbunza keine traditionellen Materialien mehr geerntet werden können. Das Gebiet, in dem die Mbunza ihr Holz für Reparationen und Neubauten ernten können liegt 40 km weit entfernt. Hier muss ein Transportunternehmen beauftragt werden, um die Hölzer zu transportieren, die Kosten dafür tragen wir durch die Vereinskasse.

Auch bei den Mbunza gibt es Investitionsbedarf für Schautafeln und Hinweisschilder. Nach dem ausführlichen Programm (wir haben auch ein kleines „Dankeschön-Programm“ mit deutschen Liedern erwidert), hatten wir Zeit, mit Sebron über die nächsten Ziele zu sprechen. So plant Sebastian eine Zusammenkunft aller Museumsmanager in Windhoek Anfang 2021, um die interkulturelle Zusammenarbeit auch unter den Museumseinrichtungen zu fördern und einige Sachen bezüglich verschiedenen Programmpunkten (ZB „Professionelles Filmen im Museum“ zu erörtern. Auch gibt es Klärungsbedarf, z.b. beim Guiding welches wir im Rahmen eines Workshops verbessern möchten.

Besuch Mafwe Museum

In der Sambesi-Region besuchten wir das Mafwe-Museum. Hier gab es ein Wiedersehen mit Frau Elizabeth Madima und ihrem Sohn Gifty, die 2017 zum „Internationalen Museumstag“ in Tangermünde waren. Inzwischen ist ein neues Museumsdorf unweit der sambischen Grenze entstanden. In traditioneller Kleidung wurden wir mit viel Gesang und einem sehr umfangreichen Rundgang durch die Stationen des Museums von Gifty geführt. Es ist ein schönes Gefühl, das Vertrauen der Menschen in den Museen zu spüren, aber auch der Stolz auf ihre Kultur, das selbst Geschaffene und das Wissen, das sie im Museum weitergeben können.

Neues Projekt: Khwe Living Museum

Zuletzt haben Sebastian und ich uns noch einem neuen Projekt gewidmet. In der Nähe von Divundu, unweit des Okavangos, sind die Khwe-Buschleute zu Hause. Ursprünglich im Okavango-Gebiet beheimatet, gehört ihre Muttersprache mit Klicklauten zu der Khoisan-Sprachfamilie.

Sebastian hatte in einigen Treffen mit dem Manager Tadeus bereits Strukturen und Abläufe besprochen, die in einem von der LCFN unterstützten Museum funktionieren sollten. Nach einem zögerlichen Start scheint nun das Eis gebrochen. Wir haben in Rollenspielen noch einmal die Funktion des Museums-Guides erklärt. Meine Aufgabe als interessierter Museumsbesucher war hingegen leichter. Ich durfte ganz viele Fragen stellen, es war sicher der Anfang eines neuen, des 7. Museums der LCFN.

Dabei fiel uns auf, dass es für wirklich interessierte Museumsbesucher nicht leicht ist, das vermittelte Wissen zu verstehen, zuordnen und zu behalten. Neben der Sprache der Guides (afrikanisches English mit kulturspezifischen Untertiteln) liegt das unter anderem auch am Guiding an sich, an der Vermittelbarkeit der Komplexität der Kulturen etc. 

Um den Museumbesucher weiterführende Informationen zu vermitteln hatten wir die Idee einen kleinen Museumsführer unserer LCFN –Bildungsstätten zu erstellen, mit Darstellung eines jeden Museums, einem kleinen „virtuellen“ Rundgang durch die traditionellen Dörfer und Informationen zu Herkunft, Sprache, einem kleinen Wörterbuch (nur die wichtigsten 20  Ausdrücke), soziale Struktur, Verbreitung der Kultur usw. usf. Dass sollte den Anspruch an ein Museum erhöhen und die Information und das Wissen über unsere Arbeit vertiefen. Diese Informationen können auch an der Rezeption schon mit Schautafeln transportiert werden. Der Museumsführer soll durch die Museen verkauft werden, der Erlös soll ausschließlich für den sogenannten „Maintenance Pot“ der Lebenden Museen verwendet werden, also für Reparaturen, Neuanschaffungen, Materialien etc. und so auch zur kontinuierlichen Verbesserung des Museums dienen.

Der Museumsführer soll durch unseren Verein finanziert werden, hier sind wir auf der Suche nach Spendern, die gut präsent auf der letzten Seite des Guides genannt werden. Wenn ihr also über entsprechende Kontakte verfügt, wir sind hierfür für Spenden ab € 1000 dankbar. Wir rechnen mit Produktionskosten von etwa 6000 € für die erste Auflage.

Es gibt noch viel zu tun, um den Anspruch, neben einer Arbeitsstelle im Kulturbereich geschaffen zu haben, auch eine fundierte Bildungsstätte zu sein. Wir sind aber, so glaube ich, auf einem guten Weg!

Es grüßt herzlich

Euer Ralf Kühn

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Das Lebende Museum der Khwe entwickelt sich
Corona Hilfsprojekt abgeschlossen - Hilfslieferung...

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