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2. Projekttreffen im Ovahimbamuseum

2. Projekttreffen im Ovahimbamuseum

Ein 2. Projekttreffen im März 2016 im entstehenden Lebenden Museum der Ovahimba sollte uns die Fortschritte des Projektes verdeutlichen und die Projektgruppe der Ovahimba weiterhin motivieren, Herausforderungen anzupacken und an ihrem Lebenden Museum weiterzuarbeiten.

Projektbericht von Sebastian Dürrschmidt

Mittwoch, 23.03.2016

Nach einer langen Weiterfahrt nach Opuwo zum entstehenden Lebenden Museum der Ovahimba besprachen wir uns am späten Abend mit John, dem Manager des Projektes und Besitzer des Campingplatzes 40 km nördlich von Opuwo.

John sprach vor allem über die Herausforderungen seines Projektes. Momentan sind 8 Frauen mit ihren Kindern im Lebenden Museum involviert, die dort auch zurzeit alle wohnen. Es gibt, wie nicht unüblich im Kaoveld, sehr wenig Motivation zur Mitarbeit auf Seiten der Männer. Dennoch sind alle Projektträger in einer guten Erwartung.

Unser Projekttreffen war von einiger Wichtigkeit, da einige neue Leute an der Entstehung des Lebenden Musem involviert sind, die uns von der LCFN noch nicht kennen, und denen wir das Konzept des Lebenden Museums nochmals in aller Ausführlichkeit darlegen wollten. Wir John erklärte ist der Glaube an das Konzept des Lebenden Museums, an unsere Prinzipien der Partizipation und gerechten Verteilung, Authentizität etc. noch nicht vollständig gegeben. Die Ovahimba misstrauen uns nicht direkt, vertrauen uns aber auch noch nicht vollständig und können sich daher einen Erfolg des Konzeptes nicht wirklich vorstellen.

Eine weitere Herausforderung, die John uns darlegte, sind die darzustellenden Aktivitäten im Lebenden Museum. Viele Sachen, die die Ovahimba verwenden, zum Beispiel alles aus Metall, viele Schmuckstücke, einige der Werkzeuge etc. werden heutzutage nicht mehr von den Ovahimba gefertigt, die sich nur um die Rinder kümmern, sondern von den Ovatwa, einer kleinen Untergruppe der Ovahimba, die traditionell Jäger- und Sammler waren und sich auf die Herstellung dieser Sachen noch heute verstehen. Diese können aufgrund traditioneller Beschränkungen aber nicht im Ovahimbamuseum arbeiten, erklärte John. Also müssen die Ovahimba die Herstellung der Werkzeuge, die im Lebenden Museum benötigt werden, wieder selbst lernen.

Am Ende des Abend erhielten wir einen kurzen Sprachkurs in Otjiherero um einige Begrüßungsfloskeln für den nächsten Tag zu beherrschen.

Donnerstag, 24.03.2016

Früh um sechs wachten ich auf und fuhr in drei nahegelegende Dörfer, um einige Männer Ovahimba zum Projekttreffen abzuholen. Nach dem Frühstück auf dem Campingplatz und dem  für das Projekttreffen anscheinend nötigen Herausputzen der Ovahimbafrauen, was bis um 10 Uhr dauerte, startete am späten Morgen das Meeting direkt im Museumsdorf unter einigen schattenspendenden Bäumen.

Anwesend waren 15 Frauen, eine nicht genau festzulegende Zahl von Kindern, anfangs 2 alte Männer und 3 junge Männer, später dann gesellten sich immer mehr Neugierige hinzu. Da es mir aufgrund einer Erkältung die Sprache verschlagen hatte, übernahm Kathrin die Einführung in das Konzept des Lebenden Museums. John übersetzte eifrig.

Nach einer Darstellung von Zielen und Prinzipien legten wir den Schwerpunkt auf das Lebende Museum als Arbeitsplatz und nicht als Wohnort, denn unser Konzept ist ja, den Menschen ihre Privatsphäre zu belassen und einen neuen Ort, eine Institution für die Bewahrung der Kultur zu erschaffen. Das ist gerade hier nördlich von Opuwo etwas kompliziert, weil dieses Konzept völlig neu ist und die Ovahimbafrauen bereits im Lebenden Museum wohnen.

Dass die theoretische Zusammenlegung von Wohnort und Lebendem Museum schwierig ist, bewies schon der erste Eindruck des Museumsdorfes, mit einigem herumliegenden Müll, Plastik, moderner Kleidung, Radios etc.

Es gab immer wieder Nachfragen, wie man das Problem lösen könnte, da die Frauen und Männer  ja nicht jeden Tag 5 km zum Lebenden Museum laufen können. Die vorgeschlagene Lösung, ein zweites Dorf als Wohnort in einiger Entfernung zu errichten, stieß auf große Zustimmung, auch wenn damit natürlich weit mehr Arbeit verbunden ist.

In diesem Zusammenhang konzentrierte sich Kathrin auch auf die Darlegung einiger wichtiger Merkmale eines Lebenden Museum im Unterschied zu anderen traditionellen Dörfern.

  • 100% Authentisch in Bezug auf die Darstellung einer vorkolonialen kulturellen Praxis
  • Fokus auf Aktivitäten
  • Bezahlung in Geld und nicht in Lebensmitteln oder Tabak
  • Wie bereits beschrieben: Arbeitsplatz / Schutz der Privatsphäre

Auch der Punkt der Authentiztät, also der ausschließlichen Verwendung natürlicher Materialien, die so bereits in vorkolonialer Zeit benutzt wurden, gab immer wieder Nachfragen. Während fast alle Frauen traditionell gekleidet waren, kam die Kleidung einiger Ovahimbamänner dem noch nicht einmal nahe. Es wurde aber versichert, dass die Rekonstruktion der traditionellen Kleidung auf Seiten der Männer kein großes Problem darstelle.

Kathrin machte weiter im Programm mit einer Darlegung des Finanzkonzeptes, Erklärung der Craftshops, der Regeln des Lebenden Museums, bevor sie im Detail die möglichen traditionellen Aktivitäten des Lebenden Museums besprach. Auch hier gab es viele Nachfragen und Ergänzungen. Der Vorschlag eines Workshops, indem die Männer etwas über die Herstellung verschiedener Werkzeuge etc. lernen wurde positiv aufgenommen.

Während der Mittagspause erabeitete die Projektgruppe untereinander die praktischen Schritte, die nun zu gehen seien, um das Lebenden Museum voranzubringen.

Am frühen Nachmittag gab es eine Vorführung traditioneller Ovahimbatänze in der Höhle am Campingplatz

Nach dem Tanz in der Höhle wurde das Lebende Museum erneut besucht, um einige Fotos im Sonnenuntergang zu machen. Gerade mit dem Abendlicht wirkt das Museum sehr schön. Das Museumsdorf ist voller Leben, viele Hütten stehen schon, auch die große Hauptfrauenhütte. Viele Ziegen waren im Kraal und sorgten für Betrieb, die Ovahimbafrauen und ihre Kinder füllen das Museumsdorf mit Leben.

Wir luden John wieder zum Abendessen ein und sprachen über das Treffen. Er und auch wir hatten einen sehr positiven Eindruck. John gab uns eine kurze Einführung in die Geschichte der Ovahimba, der vorkolonialen Aufspaltung der eigentlichen Herero in Ovahimba, Ovatjimba, Ovatwa, Ovazemba und die ins namibische Inland weiterziehenden Herero. Zur Geschichte in Kürze wahrscheinlich mehr.

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